Lehmputze - Verarbeitung
Es ist ratsam, sich vor dem ersten Lehmputz-Projekt etwas eingehender mit einigen Fragen zur Verarbeitung zu befassen. Es ist auchhilfreich, sich die Zeit zu nehmen, kleine Probeflächen anzulegen, um mit dem Material vertraut zu werden und seine Vielseitigkeit zu entdecken.
Erfahrungen im Umgang mit Kalkputzen erleichtern die handwerkliche Arbeit beim Auftragen und Abreiben des Lehmputzes.
Auf folgende Punkte sollte bei der Verarbeitung ein Augenmerk gelegt werden:
- Vorbereitung des Untergrundes
- der Putzaufbau
- die Oberflächenbearbeitung
- Trocknung
Auf all diese Punkte wird auf dieser Seite kurz eingegangen.
Die Texte sind im wesentlichen dem Lehmputz - Arbeitsblatt des Herstellers conluto entnommen. Dort finden Sie zu den einzelnen Themen ausführliche, weitergehende Informationen. Eine Lektüre dieser Broschüre können wir Ihnen nur dringend empfehlen:
Lehmputz - Arbeitsblatt (conluto)
Vorbereitung des Untergrundes
Da die Qualität der fertigen Oberfläche stark von der Beschaffenheit des Untergrundes abhängig ist, muss dieser vorab sehr sorgfältig geprüft und vorbereitet werden.
Prüfverfahren:
- Optische Prüfung - Feststellen von Verschmutzungen, Schalölresten, Ruß oder lockeren Teilen.
- Wischprobe - Mit der flachen Hand kann Verunreinigung durch Staub und Schmutz festgestellt werden. Wischproben müssen an mehreren Stellen durchgeführt werden.
- Kratzprobe - Mit hartem und spitzem Gegenstand (Kelle, Spachtel) eine Kratzprobe durchführen, um die Tragfähigkeit des Untergrundes zu prüfen.
- Benetzungsprobe - Der Untergrund wird mit Wasser benetzt. Perlt das Wasser ab, müssen eventuelle Reinigungsmaßnahmen durchgeführt oder die Fläche mechanisch angeraut werden.
- Feuchtemessgerät - Der Feuchtigkeitsgehalt des Untergrundes kann festgestellt werden. Schwankungen im Feuchtegehalt des Untergrundes werden sichtbar.
Anforderungen an den Untergrund:
- Maßgerecht - Grobe Unebenheiten und Schlitze schließen.
- Ausreichend rau - Aufrauen mit entsprechenden Werkzeugen, Sinterschichten entfernen (z. B. Stahlbesen), Haftbrücken wie z. B. conluto Grundierung aufbringen, Spritzbewurf aufbringen.
- Tragfähig - Abschlagen von losen Altputzen, Verfestigen des Untergrundes, Anbringen von Schilfrohr-Putzträgergewebe auf Holzbauteilen, Entfernen von Tapeten, Fliesen und Altbeschichtungen.
Reinigungsarbeiten am Untergrund
- Sauber u. frei von durchschlagenden Stoffen
- z. B. Staub - Abbürsten und Abkehren, Vornässen mit Wasser (sparsam, kein sattes Wässern).
- z. B. Schalölreste - Reinigen mit Lösungsmitteln, Ablaugen.
- z. B. Ausblühungen (Salze) - Untersuchen lassen, mechanisch entfernen, chemisch behandeln oder ggf. Sanierputze einsetzen, Lehmputz darf nicht auf versalzte Flächen aufgebracht werden.
- z. B. Nikotin, Ruß, Teer - Versottete Flächen müssen mit handelsüblichen Mitteln abgesperrt oder ggf. sogar abgetragen werden.
- Trocken - Neubauten: ausreichend trocknen lassen, ggf. Bautrocknung einsetzen. Altbau: aufsteigende Feuchtigkeit muss verhindert werden, Mauerwerk trockenlegen.
- Gleichmäßige, gute Saugfähigkeit - Vermindern: Vornässen. Erhöhen: Aufbringen eines Spritzbewurfes oder einer Haftbrücke, z. B. conluto Grundierung.
- Einheitlich - Spritzbewurf, conluto Grundierung, conluto Schilfrohr-Putzträgergewebe.
Vor Beginn der Arbeiten müssen angrenzende Bauteile vor Beschädigung oder Verschmutzung geschützt werden. Da Lehme wasserlöslich sind, ist die Gefährdung relativ gering, jedoch sind Lehmmörtel färbend.
Der Putzaufbau
Entscheidende Kriterien für einen einlagigen oder zweilagigen Putzaufbau sind die Beschaffenheit des Untergrundes, die gewünschte Schichtstärke sowie die Qualität und Güte der zu erzielenden Oberfläche.
Einlagige Lehmputze können nur auf gut vorbereitete und möglichst ebene Untergründe aufgebracht werden. In der Regel wird zweilagig verputzt, wobei jede Lage erst vollständig durchtrocknen muss, bevor die nächste Schicht aufgebracht werden kann. Nur so kann eine möglichst gute und gleichmäßige Oberfläche erzielt werden.
Auf einigen Untergründen ist es möglich, die erste Putzlage durch einen Vorspritz- oder Rapputz zu ersetzen. Untergründe, bei denen es nötig ist, ein Armierungsgewebe mit einzulegen, sind immer mit einem zweilagigen Lehmputz auszuführen.
Untergründe detailliert:
Im Lehmputz - Arbeitsblatt des Herstellers Conluto finden Sie ausführliche Informationen zum Putzaufbau auf diversen Untergründen.
Folgende Untergründe werden detailliert behandelt:
- Mauerwerk alt
- Mauerwerk neu
- Beton
- Stampflehm
- bestehende Putzflächen im Neubau
- bestehende Putzflächen im Altbau
- alte Lehmuntergründe / Lehmputzflächen
- Schilfrohrplatten und Schilfrohrgewebe
- Holzwolle-Leichtbauplatten
- Lehmbauplatten
- Gipskarton- und Gipsfaserplatten
- OSB-Platten

Schilfrohr-Putzträger
auf Holzbalken
Putzträger - wann sind sie erforderlich?
Putzträger werden eingesetzt, wenn kein ausreichend fester und tragfähiger Untergrund vorhanden ist oder nicht putzfähige Flächen wie z. B.Holzbalken überputzt werden müssen. Als Putzträger wird das Schilfrohrgewebe 70-stengelig eingesetzt. Die Befestigung erfolgt mittels verzinkter Klammern.
Das Schilfrohrgewebe besitzt auf einer Seite einen straff gespannten Draht, den Spann- oder Laufdraht, und auf der anderen Seite den Wickeldraht, der sich um die einzelnen Halme windet. Die Befestigung des Gewebes auf dem Untergrund erfolgt so, dass der Spanndraht zum Verarbeiter hin zeigt und der Wickeldraht auf dem Untergrund liegt.
Armierung
Armierung oder auch Putzbewährungen haben die Aufgabe, Zugspannungen, die im Putz auftreten können, aufzunehmen. Dadurch soll die Gefahr der Rissbildung verhindert oder vermindert werden.
Bei uneinheitlichen Putzgründen aus verschiedenen Materialien, Verarbeitung von Dämmplatten sowie dem Überarbeiten von Schlitzen ist mit Rissbildung zu rechnen und ein Armierungsgewebe einzusetzen.
Zum Einsatz kommen hier Glasfasergittergewebe oder Jutegewebe. Die Gewebe werden im äußeren Drittel des Putzaufbaus eingelegt
und müssen an den Gewebestößen mind. 10 cm überlappen.
Lehmputz auf Wandheizung:

Einputzen der Wandheizungsrohre
Um ein möglichst gutes Putzbild zu erreichen, wird der erste Putzauftrag mit Lehm-Unterputz in zwei Schritten ausgeführt:
1. Schritt: Der Lehm-Unterputz wird bis Oberkante der Heizungsrohre aufgetragen und abgezogen.
2. Schritt: Nach vollständiger Trocknung wird eine zweite Lage LehmUnterputz bis zur Überdeckung der Heizungsrohre aufgebracht. In diese Schicht wird ein Armierungsgewebe eingezogen, das die Rissbildung durch die zu erwartenden thermischen Spannungen verhindert. Das Gewebe muss an den Stoßfugen ausreichend überlappen.
3. Schritt: Der abschließende Putzauftrag erfolgt nach der vollständigen Trocknung des Lehm-Unterputzes. Es kann ein Lehm-Oberputz, Lehm-Feinputz oder auch ein farbiger Lehm-Edelputz verwendet werden.
Anwendungsbeispiel
Beim Ausbau unseres Bürohauses haben wir eine Wandheizung auf Lehmbauplatten montiert und eingeputzt.
Den Ausbau unseres Bürohauses haben wir mit mehreren Fotoreihen ausführlich dokumentiert:
Einsatz von Putzmaschinen
Prinzipiell werden zwei Typen von Putzmaschinen unterschieden: offenes
System und geschlossenes System.
Das offene System besteht aus einer Mischeinheit (Paddel-, Freifall-, Zwangsmischer) und einer Pumpeneinheit (Schnecken-, Kolbenpumpe).
In dem Mischer wird der Mörtel unter Zugabe von Wasser zur gewünschten Konsistenz gemischt. Nach dem Mischvorgang wird der
Mörtel durch die Pumpeneinheit an die entsprechende Fläche gespritzt. Dies geschieht mit Druckluft, die zugleich der Steuerung für die Pumpe dient.
In diesem System können Trockenmörtel ebenso wie erdfeuchte Mörtel gleichermaßen gut verarbeitet werden.
Geschlossene Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass der Mischvorgang unter automatischer Wasserzugabe erfolgt. Durch die Bauart der Putzmaschine bedingt ist ein gleichbleibend trockenes Material erforderlich.
Die Pumpeneinheit ist zumeist eine Schneckenpumpe. Auch hier erfolgt das Aufspritzen des Mörtels mit Hilfe von Druckluft, die ebenfalls der Steuerung des Pumpenantriebs dient.
Weitere Informationen und eine Tabelle, welche Lehmputze für welche Putzmaschinen geeignet sind finden Sie hier:
Arbeitsblatt 'Putzmaschinen' des Herstellers Conluto.
Trocknung
Einer der wichtigsten Faktoren bei der Verwendung von Lehmbaustoffen ist die Trocknung. Lehmputze trocknen nicht wie beispielsweise Kalk- oder Kalkzementputze chemisch aus, sie trocknen physikalisch, d. h. durch Abgabe des Wassers.
Bei verzögerter Trocknung und einem länger anhaltenden Feuchtegehalt steigt die Gefahr der Schimmelbildung, die sich mit zunehmender Austrocknung verringert. Faktoren, die die letztendliche Trocknungsgeschwindigkeit bestimmen, sind die Temperatur,
Luftbewegung und Luftfeuchtigkeit.
Es werden zwei Arten von Trocknung unterschieden, die natürliche und die maschinelle Trocknung.
natürliche Trocknung
Bei der natürlichen Trocknung muss für ausreichende Querlüftung gesorgt werden, da zur Trocknung von Putzflächen große Luftmengen nötig sind. Das heißt, alle Fenster und Türen müssen rund um die Uhr geöffnet bleiben. Besonders effektiv sind dabei Öffnungen in gegenüberliegenden Außenwänden. Bei dieser Querlüftung findet ein völliger Luftaustausch schon nach ca. 1-5 Min. statt, bei einer einseitigen Kipplüftung erst nach ca. 30-60 Min. (Quelle: Feuchtigkeit und Schimmelbildung, Verbraucher zentrale Bundesverband e.V., 2007).
maschinelle Trocknung
Bei der maschinellen Bautrocknung werden Trocknungsgeräte und Gebläse eingesetzt. Diese Art der Trocknung hat den Vorteil, dass sie kontrolliert erfolgen kann. Zur maschinellen Bautrocknung eignen sich unterschiedliche Verfahren, wobei sich der Einsatz von Kondenstrocknern und Gebläsen bewährt hat. Die Trocknungsgeräte dürfen nicht überdimensioniert sein, da der Lehmputz ansonsten in der äußersten Schicht zu schnell trocknet, was zu erhöhter Rissbildung führen kann.
Trocknungsprotokoll - Dachverband Lehm e.V.
Durch ein Trocknungsprotokoll wird die ordnungsgemäße Trocknung von Lehmputzen kontrolliert und dokumentiert. Unter anderem wird damit temporäre Schimmelerscheinung auf den feuchten Oberflächen verhindert oder minimiert.
Hier finden ein Formblatt mit Erläuterungen des Dachverbandes Lehm e.V.:
Trocknungsprotokoll
Oberflächenbearbeitung
Je nach Art der Oberflächenbehandlung werden unterschiedliche Texturen erzielt, die die Wirkung eines Raumes beeinflussen.
Beeinflusst wird die Oberflächenstruktur durch die Materialwahl, die Werkzeugwahl und den Zeitpunkt der Bearbeitung.
Geeignete Werkzeuge zur Oberflächenbearbeitung sind Schwammreibebrett (bzw. große Schwämme), Reibebrett aus Holz oder Plastik, Glättekellen, japanische Kellen, große Pinsel bzw. Quaste, Glättebürste mit Ledereinsätzen.
Im Lehmputz - Arbeitsblatt des Herstellers Conluto finden Sie eine Tabelle, welche Oberflächenstrukturen auf welchen Lehmputzen mit welchem Material erzielt werden können, sowie ein Hinweis, zu welchem Zeitpunkt die Oberflächenbearbeitung stattfinden sollte.
Bearbeiten von Schwindrissen
Falls sich nach dem Trocknen der Putze Risse zeigen, müssen diese erst geschlossen werden. Je nach Stärke der Risse erfolgt dieses auf unterschiedliche Weise. Dickere Schwindrisse werden V-förmig aufgeschnitten und mit Material aufgefüllt. Kleine Schwindrisse im Oberputz oder Feinputz können nach dem Trocknen einfach partiell zugesclämmt werden, wenn die Fläche anschließend gestrichen werden soll.
Handelt es sich um Sichtflächen ohne weiteren Anstrich, werden die Risse geschlossen und nach dem Trocknen wird die fertige Oberfläche noch einmal mit einem Schwammbrett ganzflächig mit wenig Feuchtigkeit überarbeitet.
Dabei wird die Fläche angesprüht und parallel mit einem fast trockenen Schwammreibebrett in gleichmäßig kreisenden Bewegungen abgerieben.
Die Oberflächen von Putzflächen, die nicht gestrichen werden, sollten zügig bearbeitet werden, um Arbeitsansätze zu vermeiden und ein gleichmäßiges Bild zu erzielen.
Weitere Informationen
- ... zur Verarbeitung von Lehmputzen finden Sie im Lehmputz - Arbeitsblatt des Herstellers Conluto.
- ... zu den unterschiedlichen Lehmputz-Produkten auf unserer Seite Lehmputz - Produkte und Preise.
- ... zu ergänzenden Oberflächenbeschichtungen auf unserer Seite Lehmputz - Oberflächen.
Auf der Seite Über uns > Unser Haus haben wir die Ausbauarbeiten am Naturbauhof dargestellt. Hier finden Sie auch eine Bilderserie zu den Lehmputzarbeiten.
Unsere Lehmbau-Seminare bieten die Möglichkeit, ein Grundverständnis
für den Baustoff Lehm zu bekommen und die besonderen Eigenschaften
von Lehm selbst auszuprobieren und zu erleben.
Die Praxis soll dabei im Vordergrund stehen.
Mehr zu unseren 'Lehmbau-Seminaren' ...